Das Werk Fontanes verpackt in ein modernes Theaterstück. Effi Briest (1896): der Roman von Theodor Fontane gilt als Höhe – und Wendepunkt des poetischen Realismus und ist seit Beginn des Schuljahres Thema der 13. Klassen unserer Schule.
Passend dazu planten die Fachlehrer einen Theaterbesuch im jungen Berliner Staatstheater an der Parkaue. Am 28.11.2019 besuchten wir dann das zweistündige Theaterstück „Effi" nach Theodor Fontane in einer Fassung von Oliver Schmaering und Kay Wuschek.
Effi ist 17 Jahre alt und will all das, was es für eine Frau im 19. Jahrhundert zu erreichen gibt: Geld, einen Mann, eine Affäre, nach Berlin. Sich bloß nicht langweilen. Doch die Suche nach Vergnügung treibt sie in die Einsamkeit und macht sie empfänglich für Spuk und Melancholie. Das erträumte Glück bleibt aus. Effi setzt alles und verliert. Die für das Theater an der Parkaue entwickelte Fassung bringt Fontanes zentrale Frauenfigur in ein ständiges Spiel zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart.
Es war eine Überraschung für uns Zuschauer. Erwartet haben wir wohl ein klassisches Theaterstück. Was uns jedoch bevorstand, war eine verrückte Eigeninterpretation von Fontanes Meisterwerk. Schnell wurde klar: ein langweiliger Theaterbesuch wird das nicht werden. Zwei Effi’s sorgten zunächst für Verwirrung und auch ein unstrukturierter Handlungsverlauf machte es uns nicht einfach, dem Stück zu Folgen. Schauplatz war eine kleine, einfach aufgebaute Bühne, welche rotierte und somit mehrere Bühnenbilder geschickt und einfach inszeniert werden konnten. Durch Lichteffekte und Leinwandprojektionen wurde das Bühnenbild noch anschaulicher gestaltet. Musik – und Gesangseinlagen animierten das Publikum immer wieder zum Zuhören. Der Gebrauch der Jugendsprache und obszöne Darstellungen sollten das Stück auflockern und besonders die Jugend ansprechen. Das trifft auch auf die Requisiten zu, welche äußerst modern gehalten waren.
Man könnte meinen, durch die moderne Interpretation genau den Nerv der Jugend getroffen zu haben. Tatsächlich waren die Meinungen sehr gemischt und reichten von voller Begeisterung, über komplette Verwirrung, bis hin zur bitteren Enttäuschung. Viele Schülerinnen und Schüler kritisierten den zum Teil fehlenden Bezug zum Buch. Das mag wohl daran liegen, dass die Schauspieler hin wieder aus ihren Rollen ausgebrochen sind und ein ständiges Umdenken und Hineindenken in die Situation erforderlich war. Viele Szenen wurden auch sehr ins Lächerliche gezogen, was die einen amüsierte und die anderen den Kopf schütteln ließ. Die Kritik an der Gesellschaft wurde zunehmend deutlich und lud zum Nachdenken ein. Diese Aufführung war wohl ein Versuch, die Jugend für das Theater zu begeistern. Allerdings sollte besonders bei dem zu Teilen übermäßigen Gebrauch der Jugendsprache darauf geachtet werden, dass es nicht zu einem Sprachverfall kommt. Ein Theaterbesuch sollte eine kulturelle Veranstaltung bleiben und zur Bildung der Gesellschaft beitragen. Diese Theatervorstellung wird wohl vielen in Erinnerung bleiben – positiv sowie negativ. Trotzdem war es schön, mit dem gesamten Jahrgang solch einen Ausflug zu unternehmen.